Die Arbeitswelt der Zukunft

Heute am Tag der Arbeit wimmelt‘s im Netz von Sonntagsreden. Was die Menschen aber wirklich brauchen, ist eine politische Idee, einen Plan, wie die Wirtschaft der Zukunft aussehen kann und was wir dafür jetzt tun müssen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du dir 5 Minuten Zeit nimmst und ich meine Idee und die grüne Vorstellung von einer modernen, zukunftsfähigen Arbeitswelt mir dir teilen darf.

Überall ist abstrakt von „der Wirtschaft“ die Rede. Ich hab’s oben selbst auch geschrieben. Dabei hat Wirtschaft mit uns allen zu tun. „Die Wirtschaft“ ist das, was wir daraus machen. Ein Start-up prägt sie ebenso wie der Friseursalon und der Autohersteller. Sie alle wirtschaften im Rahmen ihrer Möglichkeiten – und bewegen sich in dem Spielraum, den ihnen die Politik vorgibt. Ich ergänze also: Die Wirtschaft ist das, was wir und die Politik daraus machen.

Die Wirtschaft ist nicht nur ein Ort der Mitbestimmung und Entwicklung, sondern schafft auch die Arbeitsplätze, mit denen wir die Kosten für unser Leben und unsere Familien bezahlen.

Arbeitnehmer*innen und Unternehmer*innen haben in den vergangenen Jahrzehnten in Bayern unseren Wohlstand und unsere starke Wirtschaft aufgebaut. Wir haben jetzt die Aufgabe, das Aufgebaute zukunftsfest zu machen.  Es ist eine gute Nachricht, dass viele Unternehmen im Freistaat schon damit begonnen haben. Viele haben längst erkannt: Die bayerische Wirtschaft kann nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie klimaneutral und sozial wirtschaftet. Wir Grüne wollen sie mit unserer Politik dabei unterstützen. Wir können zu einer unschlagbaren Stärke heranwachsen, wenn Arbeitnehmer*innen, Politiker*innen und Unternehmen zusammenarbeiten und gemeinsam Richtung Zukunft gehen.

Sicherheit

Wenn wir nichts verändern und einfach weiter so wirtschaften wie bisher, verliert die bayerische Wirtschaft den Anschluss. Damit bayerische Unternehmen im Wettbewerb standhalten können, müssen sie sich klimaverträglich und sozial aufstellen. Viele Firmen wollen das schon jetzt, aber die Staatsregierung legt ihnen Steine in den Weg. Das Gegenteil ist nötig: Sie brauchen planbare und zuverlässige Unterstützung.

Dazu gehört eine gute Infrastruktur für den Wirtschaftsstandort Bayern. Was die Staatsregierung in den letzten Jahren verschlafen hat, müssen wir jetzt zügig nachholen. Wir brauchen schnelles Internet in der Stadt und auf dem Land. Wir brauchen einen gut ausgebauten öffentlichen (Nah-)Verkehr. Wir brauchen endlich Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen. Dafür brauchen wir ausreichende Energiespeicher und ein stabiles Netz.

Wir alle machen die Wirtschaft aus. Ohne Arbeitnehmer*innen stehen die Firmen, Fabriken und Unternehmen still. Unsere Gesellschaft und die Arbeitswelt stehen vor einer Neuausrichtung. Und ja, das kann erst mal unsicher oder ängstlich machen, schließlich geht es auch um die eigene Zukunft: „Werde ich in der Arbeitswelt von morgen noch eine Rolle spielen?“ Bei der Weiterentwicklung unserer Wirtschaft müssen wir alle Arbeitnehmer*innen mitnehmen. Alle verdienen die Möglichkeit, ihre Potenziale zu nutzen und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln – ob Alt oder Jung, Alteingesessen oder Neu-Hinzugekommen, Eltern oder Singles. Vor allem Eltern brauchen dringend flexible Arbeitszeiten und -orte (Home-Office-Pflicht) nach ihren Bedürfnissen und verlässliche Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder.

Innovation

Bayerns Betriebe wollen klimaneutrale Innovationen vorantreiben. Menschen und Mittelstand sind viel, viel weiter als CSU und Co. Sie wollen etwas bewegen. Statt es ihnen schwer zu machen, muss die Politik die Weiterentwicklung von bayerischem Know-how und garantierte Weiterbildung aktiv fördern. Die großen Umbauprogramme, die wir für eine moderne, sozial-ökologische Marktwirtschaft brauchen, erfordern starke Institutionen und klare Rahmenbedingungen. Wir setzen auf die zahlreichen Wachstumsmöglichkeiten von neuen Branchen, die durch die digitale und ökologische Weiterentwicklung der Wirtschaft entstehen. Große Chancen bieten sich nicht nur für neue Unternehmen, sondern auch für bereits bestehende kleine und mittelständische. Nehmen wir die Hersteller von Haushaltswaren – wenn sie nach zukunftsfähigen ökologischen und sozialen Standards wirtschaften, erschließen sie sich den Markt der Zukunft. Und noch mehr: Nur mit einer weitsichtigen Strategie haben Automobilkonzerne eine Zukunft – und wir Grüne wollen, dass das Auto der Zukunft in Bayern gebaut wird.

Der Staat und die Kommunen zählen zu den größten Auftraggebern Bayerns. Sie müssen mit bestem Beispiel vorangehen: Es braucht endlich klare Regeln bei öffentlichen Ausschreibungen, damit soziale und ökologische Kriterien bei der Vergabe entscheiden. Von der Tarifbindung bis zum ökologischen Fußabdruck der Unternehmen: Wir brauchen ein Vergabegesetz, das jeden dieser Punkte aufnimmt und dazu verpflichtet. So sorgen wir für einen fairen Wettbewerb, in dem ökologisches Wirtschaften kein Nachteil mehr ist.

Vielfalt

Jede einzelne Erfahrung und jede persönliche Lebensgeschichte bereichert ein Unternehmen. Vielfältige Teams sind besonders erfolgreich, das ist längst nachgewiesen. Politik und Unternehmen sind gefragt, überholte Rollenbilder und Klischees zu überwinden. Traurig aber wahr: Auch im 21. Jahrhundert müssen Frauen noch um ihren Platz in der Chef-Etage kämpfen. Die Hälfte der Bevölkerung verdient auch die Hälfte von Anerkennung, Einfluss und Geld. Wer dasselbe leistet, muss dasselbe verdienen. Wir müssen das Grundrecht auf gleiche Bezahlung politisch sicherstellen und mit Rahmenbedingungen und Quotenregelungen für die größten Unternehmen durchsetzen.

Wer vielfältig denken und handeln will, muss neben Frauen natürlich auch Menschen mit Behinderung, mit einer ausländischen beruflichen Qualifikation, mit Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen einbinden. Jeder Mensch bringt eine einzigartige Perspektive in den Arbeitsmarkt und die Politik ein. Eine vielfältige Arbeitswelt macht unsere Demokratie und unsere bayerische Wirtschaft stark und zukunftsfähiger.

Für die Arbeitswelt der Zukunft braucht es gar nicht so viel Mut oder gar Waghalsigkeit: Wir brauchen einen klaren Blick Richtung Zukunft und Entschlossenheit im Hier und Jetzt. Nur so bleiben wir weiterhin auf der sicheren Seite und schaffen Fortschritt. Ich danke dir, dass du dir am Tag der Arbeit die Zeit genommen hast für unseren grünen Weg in eine nachhaltige und soziale Wirtschaft. Wir kämpfen bei der Bundestagswahl dafür, diesen Weg mit dir gehen zu können.

Schreib deine Gedanken dazu gerne in die Kommentare!

 

4 Gedanken

  1. Ich würde mich freuen, wenn auch der Mittelstand steuerlich entlastet wird. Denn mit 57.000€ zahlt man vielleicht den Spitzensteuersatz aber ist bestimmt kein Großverdiener. Wir haben in Deutschland bereits die größten Steuer- und Sozialabgaben weltweit, sollte der Staat die Mittel nicht effizienter einsetzen, damit die sinnvollen Programme finanziert werden? Geld sollte bereits genug vorhanden sein. Warum also immer noch mehr Steuern? Wie soll man so privat für die Rente vorsorgen, oder was sind die Pläne der Grünen diese abzusichern?

  2. Lieber Franz, danke für die Nachricht. Eine Entlastung für den Mittelstand sieht unser Entwurf für ein Grünes Bundestagswahlprogramm vor. In wenigen Wochen beschließen wir das Programm.
    Aus dem Programmentwurf: „Heute tragen die obersten 10 Prozent der Einkommen über Steuern und Abgaben relativ weniger bei als die mittleren Einkommen bei. Das ändern wir, indem wir den Grundfreibetrag der Einkommensteuer erhöhen, um kleine und mittlere Einkommen zu entlasten. Im Gegenzug wollen wir den Spitzensteuersatz moderat anheben. Ab einem Einkommen von 100.000 Euro für Alleinstehende und 200.000 Euro für Paare wird eine neue Stufe mit einem Steuersatz von 45 Prozent eingeführt. Ab einem Einkommen von 250.000 bzw. 500.000 Euro folgt eine weitere Stufe mit einem Spitzensteuersatz von 48 Pro-zent. Zusätzlich werden hohe Managergehälter oberhalb von 500.000 Euro nicht mehr zum Abzug als Betriebsausgaben zugelassen. Die Abgeltungsteuer für Kapitalerträge schaffen wir ab und besteuern diese Einkommen wieder progressiv. Damit zahlen diejenigen mit hohen Zinseinkommen und Spekulationsgewinnen höhere Steuern, Aktienkleinanleger*innen werden entlastet. Mit der immer stärker steigenden Ungleichheit finden wir uns nicht ab, sondern wollen große Vermögen nach der Corona-Krise wieder besteuern. Dafür gibt es verschiedene Instrumente. Die Einführung einer neuen Vermögensteuer für die Länder ist unser bevorzugtes Instrument. Die Länder sollten die Einnahmen dieser Steuer für die Finanzierung der wachsenden Bildungsaufgaben einsetzen. Die Vermögensteuer sollte für Vermögen oberhalb von 2 Millionen Euro pro Person gelten und jährlich 1 Prozent betragen. Begünstigungen für Betriebsvermögen werden wir im verfassungsrechtlich erlaubten und wirtschaftlich gebotenen Umfang einführen. Dabei streben wir Lösungen an, die zusätzliche Anreize für Investitionen schaffen und die besondere Rolle und Verantwortung von mittelständischen und Familienunternehmen berücksichtigen. Wir werden konsequent gegen Steuerhinterziehung und -vermeidung vorgehen. Die langfristige Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent hat für uns hohe Priorität.“

  3. Liebe Eva,

    ab 100.000 € 3 % mehr zu verlangen, klingt nicht nach Entlastung für den Mittelstand! Eher nach dem Gegenteil!

    Wäre es nicht sinnvoller, die Unternehmen, die bisher keine oder nur wenige Steuern in Deutschland und in der gesamten EU bezahlen in die Pflicht zu nehmen?

    Was es braucht ist eine (EU-weite) Abgabe auf Online-Umsätze, auch zum Schutz der Einzelhändler in den Städten, die nicht verstehen, Gewerbesteuer zahlen zu müssen, während Google, Amazon & Co. nichts zum Gemeinwohl unserer Gesellschaft beitragen.

    Und darüber hinaus muss m.E. eine Kapitalverkehrssteuer eingeführt werden auf Börsenumsätze, welche das Verschieben von Kapital besteuert und somit die trifft, die es sich wirklich leisten können!

    Herzliche aus auf Fürth!

    1. Lieber Manfred,

      Danke für deine Antwort.

      Laut Einkommensverteilung verdienen über 90% der Deutschen Bevölkerung wesentlich weniger als 100.000€ Brutto im Jahr. Wie oben beschrieben setzt unser Einkommenssteuerkonzept darauf kleine und mittlere Einkommen zu entlasten und im Gegenzug hohe Einkommen stärker zu belasten. So schaffen wir mehr Steuergerechtigkeit.
      Wie auch oben schon geschrieben wollen wir hohe Zinseinkommen und Spekulationsgewinne höher besteuern aber Aktienkleinanleger*innen entlasten.

      Mit unserer Mittelstandspolitik setzten wir auf den Dreiklang aus Verringerung bürokratischer Lasten, einer innovationsfreundlichen Steuerpolitik sowie einer breitenwirksamen Forschungslandschaft. Denn der deutsche Mittelstand ist vielfältig, innovativ und international wettbewerbsfähig. Hier entstehen die Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft, er sichert Wertschöpfung in den Regionen und für sie.

      Jedes Jahr verlieren die Steuerzahler*innen hohe Milliardenbeträge durch Steuerhinterziehung und aggressive Steuervermeidung. Wir wollen mit einer umfassenden Strategie dagegen vorgehen.

      Aus dem Programm dazu:
      „Durch Buchungstricks verschieben große Konzerne ihre Gewinne in Steuersümpfe, aus Europa wie aus vielen armen Ländern. So fehlen Milliarden für unsere Infrastruktur, und die Firmen verschaffen sich unfaire Wettbewerbsvorteile gegenüber kleineren Unternehmen. Darum kämpfen wir für ein international verbindliches Regelwerk, das Mindeststandards für die Steuerpflichten von Unternehmen und Staaten setzt sowie die Stärkung des UN Steuer-
      Kommittees. Die internationalen Mindeststeuersätze für Großunternehmen wollen wir in 
      Deutschland und Europa ambitioniert umsetzen. Europa soll die Mindeststeuersätze Amerikas nicht unterbieten, sondern transatlantisch für höhere Mindeststeuersätze streiten. Zudem brauchen wir harte EU-Regeln gegen den Missbrauch von Briefkastenfirmen zur 
      Steuervermeidung. Auch zu Hause werden wir aktiv: Wir wollen dafür sorgen, dass Konzerne ihre Gewinne, Umsätze und Steuerzahlungen nach Ländern umfänglich öffentlich machen müssen. In der EU führen wir eine gemeinsame Bemessungsgrundlage für die Unternehmenssteuern und einen Mindeststeuersatz von mittelfristig 25 Prozent ohne Ausnahmen ein. Google, Facebook und Co. werden mit einer Digitalkonzernsteuer endlich angemessen besteuert. Eine Übergewinnsteuer für andere Sektoren werden wir prüfen. Banken und Steuerberater*innen verbieten wir, Geschäfte in Steuersümpfen zu tätigen oder dorthin zu vermitteln. Wir setzen uns dafür ein, auch in Steuerfragen zu Mehrheitsentscheidungen in der EU überzugehen. Soweit europäische Einigungen nicht gelingen, gehen wir voran, in verstärkter Zusammenarbeit oder gemeinsam mit einzelnen Staaten. National gehen wir gegen Gewinnverschiebungen mit einer verschärften Zins- und Lizenzschranke und mit Quellensteuern vor.

      Viele Grüße,
      Team Lettenbauer

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