Die Corona-Pandemie trifft alle Menschen in Bayern. Der Virus unterscheidet nicht nach Geschlecht, Hautfarbe oder sozialer Stellung. Deshalb braucht es die Solidarität aller Bürger*innen, um diese Herausforderung zu meistern. Unabhängig von den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen gibt es aber bestimmte Gruppen, die auf Grund der Umstellungen im Alltag noch zusätzlich betroffen sind. Diese sind noch mehr als andere auf die Unterstützung der Gemeinschaft angewiesen. Dazu zählen vor allem Frauen, die in ihrer Partnerschaft oder Ehe häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Wenn der Ehemann oder Partner zum Täter wird und sich dann im Home-Office befindet bzw. durch Ausgangssperren und -beschränkungen Frauen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen müssen, dann steigt auch das Potenzial häuslicher Gewalt.
Wie die TAZ berichtet ist laut einer Pekinger Frauenrechtsorganisation die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in China dreimal so hoch wie noch vor der Quarantäne. Auch in Deutschland rechnen die Frauenhäuser mit mehr Fällen in Folge von Quarantänen und Ausgangsbeschränkungen. Mit der Verhängung von Ausgangsbeschränkungen in Bayern wird auch im Freistaat dieses Problem akut und die Zahl der Fälle vermutlich leider zunehmen. Dadurch werden jedoch die ohnehin schon begrenzten Kapazitäten der Frauenhäuser durch ein erhöhtes Gewaltrisiko noch weiter strapaziert. Doch das ist nicht das einzig denkbare Szenario. Wenn nun etwa Frauenhäuser auf Grund einer Infektion unter Quarantäne gestellt werden müssen, verschlimmert sich die Lage noch mehr.
Für mich ist klar: Wer Opfer von Gewalt wird, der sollte sich unbedingt an ein Frauenhaus oder den Frauennotruf wenden können und Hilfe erhalten. Seit März 2013 gib es das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“. Dieses ist 24 Stunden täglich kostenfrei erreichbar (Telefon: 08000/116016; Online: https://www.hilfetelefon.de/).
In Bayern gibt es zudem 39 staatlich geförderte Frauenhäuser mit insgesamt 358 Plätzen und zusätzliche 408 Plätze für Kinder. Diese Einrichtungen befinden sich in den Landkreisen oder kreisfreien Städten Ansbach, Aschaffenburg, Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Burghausen, Coburg, Dachau, Dillingen/Donau-Ries, Erding, Erlangen, Freising, Fürstenfeldbruck, Fürth, Ingolstadt, Kaufbeuren, Kempten, Landshut (2x), Memmingen, München (3x), Murnau, Neu-Ulm, Nürnberg, Passau, Regensburg (2x), Rosenheim, Schwabach, Schwandorf, Schweinfurt, Selb, Straubing, Weiden, Wolfratshausen, Würzburg (2x). Hinzu kommen 33 staatlich geförderte Fachberatungsstellen bzw. Notrufe. Betreut werden diese Dienste von unterschiedlichen Trägern wie dem Caritasverband, dem Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF), dem Diakonischen Werk, der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und unterschiedlichen autonomen Vereinen. Letztere sind meist dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) angeschlossen. Die Kontaktmöglichkeiten zu den einzelnen Einrichtungen finden Sie auf der Informationsseite des bayerischen Sozialministeriums.
Mit einer Anfrage an die Staatsregierung kontrolliere ich, welche Maßnahmen der Freistaat unternimmt, damit Frauen auch in kritischen Zeiten wie jetzt weiterhin effektiv vor häuslicher Gewalt geschützt werden können. Frauennotrufe und Frauenhäuser müssen als Teil der kritischen Infrastruktur geöffnet bleiben und die Kapazitäten müssen auch kurzfristig erhöht werden können. Wer von Gewalt betroffen ist, dem muss geholfen werden. Deshalb sollte als Option möglich sein, z.B. Pensionen oder Hotelzimmer anzumieten, um die Kapazitäten kurzfristig ausweiten zu können. Den Trägern müssen dafür genügend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Des Weiteren muss der Freistaat sicherstellen, dass in den Beratungsstellen und Notrufen die personellen Kapazitäten vorhanden sind, um auch infizierte Beraterinnen zu ersetzen.
In Zeiten von Corona braucht unsere Gesellschaft mehr denn je die Solidarität mit den Schwachen. Deshalb muss gerade jetzt alles dafür getan werden, um von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern zu helfen.
Ein Gedanke