Am 24. Juni besuchte ich die Fachakademie für Sozialpädagogik und die Fachakademie für Grundschulkindbetreuung Maria Stern in Nördlingen zu einem Gespräch und Austausch mit den Studierenden und Fachschüler*innen. Die Veranstaltung, an der fünf Klassen teilnahmen (FakS1ab, FakS2ab, PFG1), dauerte zwei Schulstunden lang und fand im Mehrzweckraum in der Aula des Bildungszentrums Maria Stern statt.
Zunächst ging es um meinen Weg in die Politik, der früh mit meinem ehrenamtlichen Engagement im Grünen Jugendverband begonnen hatte und zur Organisation von Jugendarbeit und politischer Bildungsarbeit auf verschiedenen Ebenen der Partei führte. Diesen Weg, sich grundsätzlich in einer Parteijugend zu engagieren, empfahl ich auch den Studierenden, denn wer sich gerne gesellschaftlich einbringen und engagieren möchte, kann so etwas bewegen.
Ich gab auch einen Einblick in meinen Berufsalltag als Abgeordnete, indem ich eine für mich typische Arbeitswoche skizzierte: Zu den Sitzungen im Landtag, im Sozial-Ausschuss und in der Fraktion und anderen Gremien, kommt der Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, Arbeit und Recherche am Schreibtisch, Besuche bei Firmen, Vereinen und Schulen. Meine durchschnittliche Arbeitswoche hat etwa 70 Stunden und um all das bewältigen zu können, habe ich mehrere Mitarbeiterinnen.
Als Politikerin weiß ich aber auch was es heißt, sich für eine Sache einzusetzen: ein wichtiger Teil meiner Arbeit besteht darin, im bayerischen Landtag konkrete Vorschläge – sogenannte Anträge – zu verfassen, über die dann abgestimmt wird.
Die Schüler*innen waren auch daran interessiert, wie es mir in meiner Rolle als Frau im Landtag geht. Ich erklärte, dass am Anfang öfters Bemerkungen zu meinem Äußeren fielen und teilweise weniger Aufmerksamkeit auf dem lag, was ich zu sagen hatte. Überhaupt ist mein Empfinden, dass sich junge Abgeordnete und besonders junge Frauen in Führungspositionen beweisen müssen, wohingegen männlichen Abgeordneten und Mitarbeitern von Anfang Kompetenz unterstellt wird. Doch diese Ungleichbehandlung muss dringend enden, das möchte ich für alle Frauen erreichen.
Im Gespräch stellten mir die Studierenden auch Fragen zur Ganztagsbetreuung, da ab 2026 der bundesweite Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern kommen wird. Die Studierenden äußerten Skepsis dazu, dass dieses Vorhaben umsetzbar sei wegen des großen Fachkräftemangels. Eine Studierende kritisierte auch, dass die Politik etwas verspreche, was kaum zu halten sei. Aus meiner Sicht war es in diesem Zusammenhang sehr wichtig zu verdeutlichen, dass der Beschluss eines Rechtsanspruchs als Zielvorgabe wichtig gewesen ist, damit sich beim Ausbau der Ganztagsbetreuung endlich auch in der Realität etwas bewegt.
Ein weiteres Thema war die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, was wir Grünen – wie auch andere Parteien – befürworten. Zahlreiche Studierende meldeten sich zu Wort, die dieses Vorhaben sehr kritisch sahen, da man ihrer Meinung nach in diesem Alter nicht genügend über Politik wisse und die Gefahr bestünde, dass junge Leute zum Beispiel die AfD wählten, weil es in ihrer Peergroup angesagt sei. Demgegenüber stehen jedoch die Ergebnisse der U18-Wahl, die diese Befürchtung nicht bestätigen. Des Weiteren sprechen meine Partei und ich uns in diesem Zusammenhang generell für mehr politische Bildung an Schulen aus. Gemeinsam mit dieser Maßnahme sprachen sich auch viele Studierende für die Wahlalterabsenkung aus. Ein wesentlicher Punkt, der für die Absenkung des Wahlalters spricht, ist der, dass die Interessen der jungen Generation aufgrund des demografischen Wandels nicht mehr gleichberechtigt vertreten werden können. Denn vergleicht man den Anteil der 18- bis 30-Jährigen an der Gesamtbevölkerung mit demjenigen der über 65-Jährigen, so ist die Altersgruppe der jungen Menschen eindeutig kleiner. Vor ein paar Jahrzehnten hingegen waren die Altersgruppen der Jungen und der Senioren noch etwa gleich groß. Die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre kann der jungen Generation politisch endlich wieder mehr Gewicht verleihen. Außerdem wissen wir aus der Gehirnforschung, dass die kognitiven Voraussetzungen bei jungen Menschen in diesem Alter bereits so weit entwickelt sind, dass sie schwierige Sachverhalte reflektieren und abwägen können, um verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Als drittes Thema kam auch Gewalt gegen Frauen zur Sprache. Die häusliche Gewalt hatte während der Pandemie und der Lockdowns zugenommen. Daher spreche ich mich im Schulterschluss mit meiner Partei für eine bessere Finanzierung von Frauenhäusern aus.
Hintergrund der Veranstaltung war ein Aufruf des Landesschülerrats zu Aktionen der politischen Bildung. Den Aufruf hatte neben der SMV auch die Schulleitung erhalten, welche die Lehrkräfte für Politik und Gesellschaft zu einer Beteiligung anregte. Gemeinsam mit der SMV und der Schulleitung war daraufhin beschlossen worden, eine junge Politikerin aus der Region einzuladen. Die Vorbereitung des Besuchs fand im Unterricht zuvor statt. Aus meiner Sicht war dies eine sehr gelungene Veranstaltung und ein guter Weg, politische Bildung an Schulen zu fördern und im persönlichen Kontakt gezielt zu vermitteln.