Kinder und Jugendliche sind selbst zwar mit geringster Wahrscheinlichkeit von schweren Komplikationen in Folge einer COVID–19 Erkrankung betroffen, trugen aber solidarisch über fast 2 Jahre lang wesentlich zur Eindämmung der Pandemie bei. Ihnen ist es mit zu verdanken, dass wir die Risiken für vulnerable Personengruppen minimieren konnten. Für mich war immer klar: Sobald Lockerungen möglich sind, müssen die Einschränkungen für Kinder und Jugendliche zuerst zurück genommen werden, dann für Erwachsene.
Die nachhaltig negativen Folgen für junge Menschen durch die Pandemie werden uns nun von Wissenschaft, Praxis und Politik täglich vor Auge geführt. Daher ist dringend politisches Entgegensteuern notwendig. Wir fordern, im Einklang mit anderen Akteursgruppen, umfassende Maßnahmen zeitnah in die Wege zu leiten. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder– und Jugendhilfe (AGJ) hat in ihrem Papier „Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Corona–Zeiten: Eine Zwischenbilanz zu den Auswirkungen auf Jugendliche, junge Erwachsene und die Struktu-
ren der Jugend(sozial)arbeit“ die Lage umfassend beschrieben und Empfehlungen gegeben. Unabhängig von der Coronapandemie ist die Stärkung der Jugendbeteiligung überfällig.
Bayern braucht jetzt ein Förderprogramm für Kinder und Jugendliche mit folgenden Elementen:
A) Erarbeitung eines Gesamtkonzepts „Jugendbeteiligung auf Landesebene“. Dieses soll auf die Stärkung der Teilhabemöglichkeiten von jungen Menschen zielen und mit Beteiligung der Jugendlichen entstehen. Dabei sind die Ergebnisse der Anhörung „Stärkung der Jugendbeteiligung in Bayern“ zu berücksichtigen. Das Gesamtkonzept muss u. a. folgende Bausteine beinhalten:
─ Einführung von Jugend–Checks bei der Gesetzgebung
─ Absenkung des Wahlalters bei Kommunal– und Landtagswahlen
─ Einführung verpflichtender Jugendbeteiligungsmöglichkeiten in den Kommunen
B) Erarbeitung eines umfassenden Corona–Kompensationskonzepts für Kinder und Jugendliche zu erarbeiten, um die Folgen der Pandemie und der Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung zeitnah abzumildern. Darin müssen unter anderem folgende Maßnahmen enthalten sein:
─ Freizeit, Sport, Jugendarbeit, Jugendhilfe, auch aufsuchende Jugendhilfe, müssen weiterhin und uneingeschränkt in Präsenz stattfinden, selbst dann, wenn die Fallzahlen wieder steigen.
─ Der Ausbau der Hilfe– und Beratungsangebote in Jugendzentren sowie der Kinder– und Jugendpsychotherapie müssen beschleunigt und gestärkt werden.
─ Berufsberatung und Beratung an den Übergängen zwischen Schule und Ausbildung oder Studium sowie in den Beruf hinein müssen dringend ausgebaut werden.
─ Jugendsozialarbeit an Schulen, arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit und Schulsozialarbeit müssen weiter konsequent ausgebaut werden.
─ Soziales Miteinander muss wieder gestärkt werden, beispielweise durch die Förderung von Freizeit und Begegnungen, Reisen und Erlebnisse mit Schwerpunkt auf finanziell benachteiligten Jugendlichen.
C) Aufzeigen eines sicheren Wegs aus der Pandemie für Kinder und Jugendliche diesen und konsequent gehen. Darunter ist zu berücksichtigen:
─ Aufrechterhalten der niederschwelligen Impfangebote mit ärztlicher Beratung für Kinder und Jugendliche, sowie Eltern Minderjähriger
─ Befreiung von Kindern und Jugendlichen von der Last, Verantwortung für die Gesundheit vulnerabler Personengruppen tragen zu müssen,
─ Verfolgung eines evidenzbasierten Wegs aus der Pandemie