Moritz Baumann, Mainpost, fragt:
1. Müssen sich Politik und Parteien noch stärker den Themen und Problemen der Jugend und der Erstwähler widmen und engagierter mit diesen ins Gespräch kommen? Welche Kanäle und Formate bieten sich hierfür an?
Statt frontalen Vorträgen abends im Wirtshaus, bietet sich Dialog an – dort wo junge Leute sind: Sowohl Online als auch im öffentlichen Raum, in Eisdielen oder Kneipen. Erste Entwicklungen in die Richtung gibt es schon, aber da geht noch mehr. In Bayern muss auch endlich echter Politikunterricht und kritischer Diskurs an Schulen verpflichtend stattfinden und mehr Zeit bekommen. Wichtig ist es aber auch, dass junge Kandidat*innen aussichtsreiche Chancen in den Parteien bekommen und Fraktionen ein Mix von jung bis alt sind. Es braucht junge Ansprecherpersonen unter den Abgeordneten und die junge Generation muss selbst für sich in den Parlamenten sprechen können.
2. Haben Sie als Jugendorganisation die Erfahrung gemacht, dass das Interesse an Politik bei Jugend und jungen Erwachsenen zurückgeht? Gibt es eine zunehmende Politikverdrossenheit unter Jugendlichen?
Nicht alle, aber viele junge Menschen engagieren sich und haben klare Meinungen. Politisches Engagement findet nicht immer in Parteien, sondern oft auch in Jugendzentren, Umweltorganisationen oder auf Demos statt. Als
Grüne Jugend haben wir zur Zeit viele Neueintritte und freuen uns sehr, dass viele beispielsweise dem Rechtsruck entgegenwirken wollen.
3. Was sind die Themen, die junge Wähler am stärksten bewegen? Werden diese ausreichend im Wahlkampf abgebildet?
Auch junge Wähler*innen haben viele verschiedene Interessen. Der Wunsch nach einem solidarischen Europa aber auch der Diesel-Skandal beschäftigen gerade viele. Klare Konzepte, wie die Klimakrise eingedämmt und die
Klimaziele erreicht werden können, konnte ich bisher nur von den Grünen hören. Zu kurz kommt definitiv auch die Diskussion darüber, dass es dringende Investitionen in die Zukunft braucht. Marode Schulen oder Schwimmbäder sind ein Zeichen dafür, dass die Sparpolitik enden muss. Milliardenüberschüsse müssen genutzt werden, damit öffentliche Infrastruktur nicht privatisiert wird und damit alle Menschen unabhängig von ihrer finanziellen Situation mobil sein können und gleiche Bildungschancen haben.