Aktuelle Situation der Berufsgruppe der Hebammen

Das Spannungsfeld um Russland, die Ukraine und die EU/NATO verhärtet sich, die Piloten der Lufthansa beginnen den größten Streik der Lufthansa-Geschichte, uvm. Doch unter all diesen Themen ist auch die Berufsgruppe der  Hebammen und Entbindungspfleger*innen zur Zeit vermehrt, aber auch schon seit Jahren immer wieder in der Medienberichterstattung enthalten.
Vielleicht seid ihr schon über die eine oder andere Petition gestolpert, doch was ist da eigentlich los?

Hebammen und Entbindungspfleger*innen sind ausgebildete Fachkräfte, die Frauen und deren Bezugspersonen während Schwangerschaft, Geburt und der Zeit danach begleiten, untersuchen und betreuen. Sie sind sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich tätig.

Seit Jahren macht der Verband der Hebammen auf diverse Probleme aufmerksam: Ungerechte Entlohnung, hohe Versicherungssummen ( 2003: 1352,56 Euro, 2013: 4.480 Euro ) und nun wird es bald keine Versicherungsmöglichkeit für freiberufliche Hebammen und Entbindungspfleger*innen mehr geben, da die Nürnberger Versicherung zum 1. Juli aus den beiden letzten verbliebenen Versicherungskonsortien für Hebammen aussteigen wird. Anfragen bei alternative Versicherungsunternehmen waren bis jetzt erfolglos. Ein Ende der sich wiederholenden Verhandlungsrunden in der Haftpflichtproblematik ist nicht in Sicht.

Die angegebenen Versicherungssummen beziehen sich auf Hebammen und Entbindungspfleger*innen, die freiberuflich tätig sind und auch Geburtshilfe anbieten. Die immense Erhöhung der Versicherungsbeiträge wird von Seiten der Versicherer und auch der Hebammenverbände damit begründet, dass immer Menschen klagen und die Kosten aufgrund der wachsenden Lebenserwartung und immer höher werdenden Therapie- und Pflegekosten steigen. Auch die Schmerzensgeldsummen steigen, die Schadensfälle dagegen bliegen auf gleichen Niveau, sinken evtl. leicht.
Die Haftpflichtproblematik kann jedoch auch Hebammen und Entbindungspfleger*innen, die in Kliniken angestellt sind treffen. Viele Kliniken sind nicht ausreichend versichert, deshalb bieten die Versicherungen eine ergänzende Deckung an. Auch Beleghebammen und Belegentbindungspfleger*innen, die freiberuflich Frauen in die Klinik zur Geburt begleiten, müssen sich mit den o.g. Höchstsätzen der Haftpflicht versichern. Freiberufliche Hebammen und Entbindungspfleger*innen, die keine Geburtshilfe anbieten, zahlen ebenfalls stark steigende Beiträge im dreistelligen Bereich.

In den vergangenen Wochen und auch schon Jahren haben unterschiedliche Verbände und Politiker*innen Forderungen zur Verbesserung der Situation gestellt, doch trotz der sich immer mehr zuspitzenden Situation der Hebammen und Entbindungspfleger*innen hat sich noch nichts getan.

Die Grünen im Bundestag haben am 19.03. einen Antrag mit dem Titel „Geburtshilfe heute und in Zukunft sichern – Haftpflichtproblematik bei Hebammen und anderen Gesundheitsberufen entschlossen anpacken“ gestellt, der kurzfristige Forderungen, als auch Vorschläge für eine dauerhafte und strukturelle Lösung durch enthält:

  • Kostensteigerungen durch die gestiegenen Haftpflichtprämien sollen durch höhere Entlohnung abzuschwächen, kurzfristig soll auch dafür gesorgt werden, dass Versicherungsverträge, insbesondere Gruppenverträge, für Hebammen und Entbindungspfleger*innen weiter angeboten werden.
  • Mittelfristiger Perspektive Kosten der Berufshaftpflichtversicherung zu senken, beispielsweise durch einen Haftungsfonds oder eine Regressbeschränkung (Begrenzung der zu zahlenden Ausgleichssumme).
  • Langfristiges Ziel sei eine Neuordnung der Regelungen zur Berufshaftpflicht für alle Gesundheitsberufe. Um dies zu erreichen soll z.B. die Möglichkeit geprüft werden die Regelungsprinzipien der gesetzlichen Unfallversicherung auf eine Berufshaftpflichtversicherung für alle Gesundheitsberufe bzw. deren Arbeitgeber (wie z. B. Krankenhäuser) zu übertragen.
  • Auch eine regelmäßige Bestandsaufnahme der geburtshilflichen Versorgung in Deutschland soll vorgenommen werden, um daraus Empfehlungen zur Verbesserung und zur Gewährung der Versorgung zu treffen.

Warum Wertschätzung und Solidarität für Hebammen und Entbindungspfleger*innen?
Durch ihre Arbeit stellen sie das Recht auf einen würdevollen Start ins Leben für Kinder und eine selbstbestimmte, natürliche und sichere Geburt für Frauen sicher. Auch wird durch Hebammen die Wahlfreiheit des Geburtsortes gewährleistet.

Weitere Quellen:

http://www.zeit.de/2014/11/hebammen-versicherungen-beruf

http://www.hebammenverband.de/aktuell/nachricht-detail/datum/2014/02/13/artikel/versicherungsmarkt-fuer-hebammen-bricht-zusammen/

http://www.sueddeutsche.de/leben/haftpflichtversicherung-fuer-hebammen-wenn-die-geburtshilfe-im-sterben-liegt-1.1916860

http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/hilfen-fuer-hebammen-unterstuetzung-nur-wie-1.1918444

http://www.mz-web.de/wirtschaft/haftpflicht-versicherung-fuer-hebammen–im-extremfall-kaeme-das-einem-berufsverbot-gleich-,20642182,26257318.html

http://www.versicherungsjournal.de/markt-und-politik/bundesregierung-will-probleme-der-hebammen-dauerhaft-loesen-118492.php?link=3

http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/fehlende-haftpflicht-fuer-hebammen-gefaehrdet-geburten-und-vorsorge-a-954436.html

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